Informationen zur überaktiven Blase
Die überaktive Blase ist weit verbreitet. Rund 16% der Schweizer:innen ab 40 Jahren sind von einer überaktiven Blase betroffen.1 Im Englischen spricht man von der «overactive bladder» (OAB). Die Abkürzung OAB wird immer häufiger auch im deutschsprachigen Raum verwendet.
Die Nieren bilden den Urin, welcher durch den Harnleiter in die Blase gelangt. Die Harnblase ist ein dehnbares Hohlorgan, welches den Urin speichert. Täglich sammeln sich gesamthaft etwa 1 bis 1,5 Liter Urin in der Blase. Die meisten Menschen mit einer gesunden Blasenfunktion spüren die Füllung ihrer Harnblase, wenn sie etwa zur Hälfte mit Urin gefüllt ist. Gesunde Männer verspüren bei rund 3,5 bis 7,5 Dezilitern Harndrang, Frauen bei 2,5 bis 5,5 Dezilitern.
Die Harnblasenwand enthält eine Muskelschicht (Detrusor-Muskel), welche bei entleerter Harnblase und während der frühen Füllungsphase entspannt ist. An der unteren Öffnung der Blase, am Ursprung der Harnröhre, befinden sich ein innerer und ein äusserer Schliessmuskel.
Vereinfacht dargestellt, läuft die Füllung und Entleerung der Harnblase bei gesunden Personen wie folgt ab (s. Abb.):
Für die überaktive Blase gibt es zahlreiche Bezeichnungen: Sensible Blase, nervöse Blase, Reizblase oder Blasenschwäche. Ungewollten Urinverlust bezeichnen Mediziner als «Inkontinenz».
Menschen mit einer überaktiven Blase (overactive bladder, OAB) spüren möglicherweise schon bei 1–2 Deziliter Füllung den Harndrang. Der Harndrang kommt überfallartig und kann nur mit grosser Mühe unterdrückt werden. So passiert es, dass sich der Blasenmuskel plötzlich, unvorhersehbar und reflexartig zusammenzieht, obwohl er während der Füllungsphase entspannt sein sollte.
Die genauen Ursachen der überaktiven Blase gibt selbst Experten noch immer Rätsel auf. Wissenschaftler gehen unter Anderem davon aus, dass das Zusammenspiel von beteiligten Nervenfasern, Gehirn und Blase gestört ist. Möglicherweise melden auch die Nerven der Blase dem Gehirn einen falschen Füllungszustand.
Zu den Hauptsymptomen zählen ein starker und plötzlich auftretender Harndrang (imperativer Harndrang) sowie häufiges Wasserlassen (Pollakisurie). Auch mehr als zwei nächtliche Toilettengänge (Nykturie) können auf eine OAB schliessen. Ebenfalls kann die OAB mit oder ohne unwillkürlichem Urinverlust (Inkontinenz) einhergehen.
Diese Symptome können einzeln oder gemeinsam auftreten und den Alltag der Betroffenen erheblich stören sowie die Lebensqualität immens beeinträchtigen.
Unser Online-Selbsttest kann Ihnen einen ersten Hinweis geben, ob auch Sie unter einer überaktiven Blase leiden.
Eine Harninkontinenz liegt vor, wenn man nicht mehr in der Lage ist, Urin in der Harnblase zu halten und kontrolliert abzugeben.
Fachleute unterscheiden verschiedene Arten der Harninkontinenz. Die wichtigsten sind: Dranginkontinenz, Belastungsinkontinenz, Mischinkontinenz und Überlaufinkontinenz.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Zusammenspiel von beteiligten Nervenfasern, Gehirn und Blase gestört ist. Möglicherweise melden Nerven in der Blase dem Gehirn einen falschen Füllungsstand. Dann passiert es, dass sich der Blasenwandmuskel plötzlich zusammenzieht, obwohl er in der Füllungsphase eigentlich entspannt sein sollte. Die Blase will sich entleeren oder tut dies tatsächlich.
Bei bestimmten Krankheiten wie Harnwegs- oder Blasenentzündungen oder bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen können Symptome einer überaktiven Blase auftreten.
In vielen Fällen findet man bei Menschen mit überaktiver Blase jedoch keine erkennbare Ursache für das Leiden. Fachleute sprechen dann von einer «idiopathischen» überaktiven Blase.
Die überaktive Blase ist ein sehr häufiges Leiden: Etwa 16% der Erwachsenen über 40 Jahren sind von einer OAB betroffen.1 Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit deutlich an.
Das wussten Sie nicht? Kein Wunder, denn über Blasenprobleme spricht niemand gerne, sie gelten immer noch als Tabu.
Wenn Sie an einer überaktiven Blase leiden, empfinden Sie die Symptome und Auswirkungen der Erkrankung wahrscheinlich als sehr belastend. Die meisten OAB-Betroffenen entwickeln Strategien, um die störenden Symptome nach aussen verbergen zu können.
Doch die überaktive Blase kann alle Lebensbereiche beherrschen, denn die Erkrankung ist Tag und Nacht präsent – am Arbeitsplatz, zu Hause und im Urlaub: Die Angst, es möglicherweise nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette zu schaffen, wird zum ständigen Begleiter.